Technokultur in Berlin ist jetzt UNESCO Kulturerbe

Rave-The-Planet-Initiative erfolgreich

(Offizielle Pressemitteilung vom 14.03.2024; Foto: Chris Bellevue)  

Am gestrigen Mittwoch, den 13. März 2024, erhielten wir, die gemeinnützige Organisation rave the planet gGmbH, eine E-Mail von der Deutschen UNESCO-Kommission mit der lang ersehnten Antwort auf unseren Antrag zur Aufnahme der „Technokultur in Berlin“ in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.

Darin hieß es:

„…wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die „Technokultur in Berlin“ in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.“

Unsere Freude ist kaum in Worte zu fassen. Diese Anerkennung markiert einen bedeutenden Meilenstein für die gesamte elektronische Musikkultur und hat Signalwirkung, weit über die Grenzen Berlins hinaus.

Wir gratulieren allen Kulturschaffenden, die die Berliner Technokultur seit fast 40 Jahren geprägt und zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Ein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten, die uns auf diesem langen Weg begleitet und unterstützt haben, von der Idee von Hans Cousto im Jahr 2011 bis zu diesem Moment.

Bekanntgabe durch UNESCO

Die offizielle Bekanntgabe der Aufnahme von „Technokultur in Berlin“ in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes erfolgte gestern, am 13.03.2024, durch eine gemeinsame Pressemitteilung der Kulturministerkonferenz, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Deutschen UNESCO-Kommission.

Timon Gremmels, Vorsitzender der Kulturministerkonferenz 2024 und Hessischer Kulturminister, betonte darin:

„Die jüngsten Einträge unterstreichen die Vielfalt und die Lebendigkeit kultureller Praktiken. Die Liste unseres Immateriellen Erbes wächst somit weiter, und damit auch das Bekenntnis, Traditionen zu pflegen und langfristig für die nächsten Generationen zu bewahren.“

Auch die Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich in der Pressemitteilung:

„Die Neuzugänge veranschaulichen nicht nur die regionale Vielfalt und thematische Breite der gelebten Kultur in Deutschland, sie stehen auch für einen erweiterten Kulturbegriff, der sich gegen die absurde Trennung von E- und U-Kultur wendet. Bezeichnend ist dafür die Aufnahme der Berliner Technokultur. Seit mehr als 30 Jahren ist Techno ein wichtiger Sound unserer Hauptstadt, auch für viele Menschen, die aus Europa und der ganzen Welt nach Berlin kommen. Die Berliner Technokultur steht seit vielen Jahren für Werte wie Vielfalt, Respekt und Weltoffenheit.“

Diese Wertschätzung und Unterstützung steht sinnbildlich für eine Veränderung in der Wahrnehmung der elektronischen Musikkultur, die dadurch dem Ziel der Gleichstellung mit anderen etablierten Kulturformen einen entscheidenden Schritt näher gekommen ist.

Langer Weg, große Vision:
Die Geschichte der Initiative

Der lange Weg zur Anerkennung begann bereits im Jahr 2011 im Kunsthaus Tacheles in Berlin mit der Gründung eines gemeinnützigen Vereins durch Dr. Motte, Ellen Dosch-Roeingh und weiteren Berliner Kulturschaffenden.

Hans Cousto

Hans Cousto

Der Schweizer Mathematiker und Musikwissenschaftler Hans Cousto, der ebenfalls Gründungsmitglied war, schlug damals die Erweiterung der Vereinssatzung um die Anerkennung von „Techno“ als Immaterielles Kulturerbe vor, was einstimmig angenommen wurde.

Der Verein wurde etwa zeitgleich mit der Schließung des Kunsthaus Tacheles aufgelöst. Hans Coustos Idee jedoch blieb präsent und wurde bei der Gründung der gemeinnützigen Organisation rave the planet gGmbH wieder aufgegriffen.

Die Vorbereitungen für den UNESCO-Antrag begannen schließlich 2019. Eine Arbeitsgruppe aus mehreren Expert:innen und Berater:innen wurde von Rave The Planet und Partnerorganisationen zusammengestellt. Besonders hervorzuheben sind hier Felicitas Settili und Yad Attar, die federführend mit der Ausarbeitung des Antrags beauftragt waren.

Knapp zwei Jahre lang erforschte die Arbeitsgruppe die Berliner Technokultur intensiv, führte zahllose Interviews mit Kulturschaffenden und ließ in Zusammenarbeit mit der Berliner Filmproduktionsfirma 25films die Kurzdokumentation „Technokultur in Berlin // Film zum UNESCO-Antrag für das Immaterielle Kulturerbe“ produzieren, zu sehen auf dem YouTube-Kanal von Rave The Planet

 

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Erfolg trotz anfänglicher Ablehnung

Nachdem die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa im April 2022 den UNESCO-Antrag zunächst abgelehnt hatte, war die Überraschung umso größer, als am 15. März 2023 die offizielle Rückmeldung von der UNESCO-Kommission und der Kulturministerkonferenz kam, die die Initiative durchaus begrüßte.

Die erste Version des Antrags wurde jedoch zur Überarbeitung zurückgestellt, da diese noch thematische Unschärfen aufwies und einige wichtige Bewertungskriterien des Gremiums nicht ausreichend beantwortet waren.

Innerhalb weniger Wochen wurde der Antrag dann von Ellen Dosch-Roeingh, Matthias Roeingh (Dr. Motte) und weiteren Teammitgliedern von Rave The Planet überarbeitet und in seine finale Form gebracht, die Ende Mai 2023 erneut bei der UNESCO eingereicht wurde.

Dieser Antrag wurde am 13. März 2024 angenommen, und damit ist die „Technokultur in Berlin“ offiziell in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Anerkennung bringt neue Aufgaben

Der gesamte Prozess bis zur Anerkennung dauerte ca. 13 Jahre, aber er zeigt einmal mehr, dass eine große Vision durch feste Überzeugung, Fleiß, Ausdauer und die Zusammenarbeit vieler Menschen zur Realität werden kann.

Mit der Anerkennung der „Technokultur in Berlin“ kommen nun neue Aufgaben auf uns zu, um diese lebendige Kulturform weiter zu fördern und zu schützen. Dazu zählen Aufgaben der Bildung und zur weiteren Partizipation der Kulturschaffenden, wie z.B. die Organisation von Workshops, Panels, Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, die Weiterführung von Ur-Berliner Technotraditionen wie Technoparaden und vieles mehr.

Wir, die gemeinnützige Organisation rave the planet gGmbH, sind entschlossen, unsere Aktivitäten fortzusetzen, um sicherzustellen, dass diese bedeutende kulturelle Bewegung für kommende Generationen erhalten bleibt.

(Red. Anm.: Dieser Absatz wurde an einigen Stellen ergänzt)

#RaveThePlanet  #KulturerbeTechno
#ImmateriellesKulturerbeDeutschland


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UNESCO

Auszug aus der Pressemitteilung vom 13.03.2024:

„Sechs Neuzugänge auf Deutschlands Liste des Immateriellen Kulturerbes

Technokultur in Berlin und Bergsteigen in Sachsen unter Neuaufnahmen

Die Kulturministerkonferenz der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien haben heute beschlossen, das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zu erweitern. Neben der Berliner Technokultur und dem Bergsteigen in Sachsen wurden die Finsterwalder Sangestradition, der Kirchseeoner Perchtenlauf, die Schwälmer Weißstickerei und der Viez aufgenommen. Damit zeugen nun insgesamt 150 Einträge im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes von der Vielfalt des kulturellen Lebens in Deutschland.“

Hier geht’s zur vollständigen Pressemitteilung.

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